Wein, Wahrheit oder Pflicht! Der neue Weinpodcast der Kleinen Zeitung hat beim Podcast Festival im Grazer Schauspielhaus seine Premiere gefeiert. Host Georg Hoffelner hat sich einen tollen ersten Gast eingeladen, nämlich Erich Polz jun. Ein heiteres, wie philosophisches Gespräch über die Kunst des Trinkens, des Weinbaues und es gab auch - frei nach dem Spiel "Wahrheit oder Pflicht" - ein paar fiese Fragen, die von Georg gestellt wurden. Damit konnte zwei Hörer:innen eine gute Flasche Polz mit nach Hause nehmen.
Wein, Wahrheit oder Pflicht! Der neue Weinpodcast der Kleinen Zeitung hat beim Podcast Festival im Grazer Schauspielhaus seine Premiere gefeiert. Host Georg Hoffelner hat sich einen tollen ersten Gast eingeladen, nämlich Erich Polz jun. Ein heiteres, wie philosophisches Gespräch über die Kunst des Trinkens, des Weinbaues und es gab auch - frei nach dem Spiel "Wahrheit oder Pflicht" - ein paar fiese Fragen, die von Georg gestellt wurden. Damit konnte zwei Hörer:innen eine gute Flasche Polz mit nach Hause nehmen.
Transkript: “Wein, Wahrheit oder Pflicht” – Podcast der Kleinen Zeitung
Georg Hoffellner: Wein, Wahrheit oder Pflicht – der Weinpodcast der Kleinen Zeitung mit Georg Hoffellner. Herzlich willkommen von unserer Seite. Mein Name ist Georg Hoffellner. Ich darf mich bei der Kleinen Zeitung um Kulinarik kümmern – da gibt’s jeden Samstag ein bisschen Input von mir. Natürlich ist auch Wein ein großer Bestandteil. Und ein bisschen spannend ist der Tag für mich heute schon – denn so einen Podcast zu machen und gleich vor so vielen Menschen damit zu starten, das macht man nicht jeden Tag. Danke schon jetzt für euer Einsehen.
Georg Hoffellner: Ihr habt mir aber einen sehr erfahrenen Menschen dafür ausgesucht, nämlich den Erich Polz. Den Namen Polz kennen viele von euch – eine traditionsreiche Weinbaufamilie aus der Steiermark. Die Geschichte von Erich ist sehr spannend, sie passt wunderbar hierher – und wir fangen gleich an.
Georg Hoffellner: Ein bisschen Lampenfieber habe ich ja. Du warst seelenruhig, hast mich hinter der Bühne schon zugequasselt – das ist ein gutes Zeichen. Hast du überhaupt jemals Lampenfieber?
Erich Polz: Die Intensität hat abgenommen. Nervös war ich eigentlich immer nur dann, wenn ich es nicht war. Spätestens kurz vorm Vorhang kommt das Kribbeln – und das ist gut so.
Georg Hoffellner: Bevor wir beginnen, müssen wir über dein T-Shirt reden. Was willst du uns damit sagen, lieber Erich?
Erich Polz: Das ist ein Statement, ein Plädoyer für den Zweifel. Es gibt so viele starke Meinungen heute. Aber Zweifel ist ein bisschen aus der Mode gekommen. Ich sage: Dubito, ergo sum. Ich zweifle, also bin ich. Sicher zu sein macht oft unkreativ.
Georg Hoffellner: In meinem Podcast gibt’s drei Fragen, die ich meinem Gegenüber stelle – unangenehme Fragen. Wer sie nicht beantwortet, muss eine Flasche Wein sponsern. Erste Frage: Nenne einen Winzer oder eine Winzerin aus deiner Region, den oder die du überhaupt nicht magst.
Erich Polz: (lacht) Wein! – Nein, ernsthaft: Ich glaube, ich mag niemanden überhaupt nicht. Aber natürlich gibt es Meinungsverschiedenheiten. Trotzdem freue ich mich auf eine gute Flasche Wein.
Georg Hoffellner: Kommen wir zu dir: Du warst Dirigent – eine spannende Geschichte. Viele würden das als großartige Story erzählen. Warum machst du das nicht?
Erich Polz: Diese Headlines wie “vom Taktstock zum Rebstock” – das ist mir zu platt. Es geht um die Sache. Musik war ein wichtiger Teil, aber jetzt ist es der Wein. Das Handwerk verbindet beides.
Erich Polz: Beim Handwerk geht’s ums Material. Man muss mit dem arbeiten, was da ist – für andere Menschen etwas schaffen. Egal ob Wein, Musik oder Tischlerarbeit. Mein Beruf ist im Kern gleich geblieben, nur das Material hat sich geändert.
Erich Polz: Große Entscheidungen in meinem Leben habe ich immer aus dem Bauch heraus getroffen. Ich wollte nie aufhören zu singen. Habe Weinbau und Wirtschaft studiert, dann mehr Musik gemacht. Irgendwann war klar: Ohne Musik geht’s nicht. Später kam dann überraschend die Übergabe des Weinguts – mein Bruder wollte im Keller bleiben, also habe ich übernommen.
Georg Hoffellner: Die Weinwelt ist im Wandel. In Frankreich werden Weinfelder gerodet, “responsible drinking” ist Thema. Umso wichtiger sind Familienbetriebe wie eurer.
Erich Polz: Absolut. Die Steiermark als Weinregion hat sich über 40 Jahre stark entwickelt. Gerade in Krisenzeiten wie der Pandemie war Vertrauen entscheidend. Dieses Vertrauen haben sich Betriebe über Jahrzehnte aufgebaut.
Georg Hoffellner: Gerade bei Rotwein sieht man den Wandel – hin zu leichteren Weinen.
Erich Polz: Ja, es geht eher um Qualität als um Quantität. Weniger trinken, aber besser. Das ist eine positive Entwicklung. Wein soll etwas Gutes sein, eine kulturelle Errungenschaft. Der Rausch ist nur ein Nebeneffekt.
Georg Hoffellner: Wie bringt man die Jugend zum Wein, ohne in die Alkoholwerbung abzudriften?
Erich Polz: Es geht um Kultur. Genuss ist eine zivilisatorische Leistung. Architektur, Kunst, Musik – das alles gehört dazu. Und auch Wein. Nicht wegen des Alkohols, sondern wegen des Genusses. Zwei gute Gläser, nicht 15 Krügel.
Georg Hoffellner: Nächste Frage: Was war der schlechteste Wein eines Kollegen, den du je getrunken hast?
Erich Polz: Also, da gab es mal einen Naturwein von Heiko Gromann – die Hobbybauern. Ein engagierter Typ, aber der Wein hatte leider eine starke Fehlnote – das ging für mich gar nicht.
Georg Hoffellner: Ihr trinkt hier nichts – also beschreib deinen Wein mal. Gern mit Verbindung zur Musik.
Erich Polz: Ich suche im Wein eine gewisse Ruhe. Spannung, ja – aber nicht Nervosität. Unsere Weine sollen lebendig und entspannend zugleich sein. Orts- und Riedenweine haben lange Ausbauzeiten. Gebietsweine sollen einfach “passen”, ohne viel Erklärungsbedarf.
Georg Hoffellner: Terroir ist ein wichtiges Thema. Was bedeutet es für euch?
Erich Polz: Terroir ist mehr als Boden. Es ist Wetter, Mensch, Betrieb – die Identität. Wenn man das transportiert, entsteht Authentizität und Kraft.
Georg Hoffellner: Wie verkauft ihr eure Weine – was sind eure Geschichten?
Erich Polz: Das ist mein Problem. Ich erzähle wenig. Ich wünsche mir, dass das Produkt für sich spricht. Das funktioniert am besten im direkten Kontakt – wenn Leute zu uns kommen. Qualitäten entziehen sich oft der Sprache.
Georg Hoffellner: Letzte Frage: Erich, zeig uns deinen aktuellen Kontostand!
Erich Polz: (lacht) Privat oder betrieblich? – Nein, das ist mir eine Flasche Wein wert.
Georg Hoffellner: Danke für deine Zeit!